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Kleine Anfragen im Deutschen Bundestag und Antworten des Bundesministeriums der Verteidigung

Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgs-Division im 2. Weltkrieg


Hermann Frank Meyer
Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg
(Berlin: Ch. Links-Verlag, 2007)
www.linksverlag.de

Das Edelweiß – getragen an Mütze und Ärmel – war das Divisionsabzeichen der 1. Gebirgs-Divison der Wehrmacht, einer Elitetruppe, die elf Jahre nach Kriegsende in der Bundeswehr unter der gleichen Bezeichnung und von ehemaligen Führungskräften der Wehrmacht wieder aufgestellt wurde. Für sie wie auch für den in der Nachkriegszeit gegründeten „Kameradenkreis der Gebirgstruppe“ gilt das Edelweiß bis zum heutigen Tag als Symbol „besten deutschen Soldatentums im Frieden und im Krieg“. In einer solchen Traditionspflege werden die im Zweiten Weltkrieg von der 1. Gebirgs-Division verübten Kriegsverbrechen allerdings verschwiegen. Wie es zu diesen kam, wer die verbrecherischen Befehle erlassen, wer sie befolgt hat, wie unmenschlich vorgegangen wurde und auf welch hanebüchene Art und Weise alle, ja, alle Ermittlungsverfahren in der Nachkriegszeit niedergeschlagen und die Täter somit nie zur Verantwortung gezogen wurden – das sind die Fragen, die ich mir gestellt habe und auf die ich in diesem Buch eine Antwort zu geben versuche.

In den nunmehr bald 20 Jahre dauernden Nachforschungen habe ich alle relevanten Wehrmachtsdokumente gesichtet, die gesamte, teilweise kriegsverherrlichende Erinne-rungsliteratur ehemaliger Gebirgsjäger durchforstet sowie deren private Tagebücher und die von Historikern und Fachleuten in der Nachkriegszeit in Deutschland, Italien, Griechenland und im Vereinigten Königreich veröffentlichten militärgeschichtlichen Abhandlungen über die 1. Gebirgs-Division ausgewertet. Berücksichtigt habe ich auch sämtliche Gerichtsakten der Ermittlungsverfahren, die gegen Angehörige der 1. Gebirgs-Division in Deutschland, Griechenland und Italien eingeleitet wurden, sowie des „Südostgeneralprozesses“, der 1947 vor dem amerikanischen Kriegsgericht in Nürnberg stattgefunden hat. Die Recherchen führten mich in zehn Ländern in über zwei Dutzend Archive. Sowohl in Griechenland als auch in Albanien habe ich unter teils abenteuerlichen Bedingungen über 200 Dörfer aufgesucht, um Zeitzeugen zu befragen und vor Ort zu forschen. Oft war ich dort der erste Deutsche nach dem Zweiten Weltkrieg. Obwohl seitdem über sechs Jahrzehnte vergangen sind, sind die Greueltaten in diesen Ortschaften unvergessen.

Entstanden ist eine umfassende Darstellung der Geschichte der 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg – von ihren allerersten Anfängen bis zu ihrem »Nachleben« in der Bundeswehr. Die Einleitung befaßt sich mit der Entstehung der 1. Gebirgs-Division unter den Nationalsozialisten und dem Werdegang ihres Protagonisten, des Generals der Gebirgstruppe Hubert Lanz, der die Division im Ostfeldzug und später das übergeordnete XXII. Gebirgs-Armee-Korps kommandierte. Von Beginn des Zweiten Weltkriegs an waren die Gebirgsjäger in vorderster Front eingesetzt, in den Feldzügen gegen Polen, Frankreich, Jugoslawien und im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion (Kapitel I). Nach dem überaus verlustreichen Vorstoß in den Kaukasus verlegte man die Division zur sogenannten Auffrischung auf den Balkan, wo sie zum ersten Mal in Montenegro gegen Partisanen zum Einsatz kam (II). Weil die Achsenmächte eine alliierte Invasion im südosteuropäischen Raum befürchteten, schloß sich die Verlegung nach Griechenland und Südalbanien an. Die nur sporadischen Aktionen griechischer und albanischer Partisanen wurden mit der systematischen Zerstörung der Dörfer entlang den Vormarschstraßen und der Tötung ihrer Einwohner beantwortet (III). Lanz war unterdessen zum Befehlshaber einer Armee-Abteilung im Raum Charkow ernannt worden, wo er vermeintlich »Führer-Befehle« nicht befolgt und sich als Widerständler geriert hat (IV). Nach nur wenigen Wochen wurde er abgelöst und im Juli 1943 mit der Bildung des XXII. Gebirgs-Armee-Korps in Griechenland beauftragt, dem die 1. Gebirgs-Division und die 104. Jäger-Division untergeordnet wurden (V). In dieser Funktion war Lanz nach der italienischen Kapitulation im September 1943 für die Entwaffnung der italienischen Divisionen in Westgriechenland und Südalbanien verantwortlich, in deren Verlauf Tausende gefangen-genomme italienische Soldaten und Offiziere ermordet wurden. Dieses – nimmt man die Anzahl der Opfer zum Maßstab – wohl das größte von der Wehrmacht verübte Massaker ist eines der Zentralthemen des Buches (VI). Als der populäre Regimentskommandeur Josef Salminger bei einem Partisanenanschlag getötet wurde, befahl Lanz „zur Sühne“ weitere Massaker an Zivilisten, das Niederbrennen und Plündern ganzer Ortschaften. Unter dem Druck der Besatzungstruppe fand sich der Kommandeur der rechtsgerichteten griechischen Widerstandsbewegung EDES, Napoleon Zervas, zu einem „Stillhalteabkommen“ mit den Deutschen bereit. Über diese immer noch kontrovers diskutierte Frage der Kollaboration, die mitentscheidend für den Ausbruch des sich bis 1949 hinziehenden griechischen Bürgerkrieges war, werden eine Fülle bisher unveröffentlichter Dokumente vorgelegt (VII). Während die 1. Gebirgs-Division nach erfolgreicher »Befriedung« im November 1943 abgezogen und bis zum Kriegsende als schnelle Eingreiftruppe überall in Südosteuropa eingesetzt wurde, verblieb das XXII. Gebirgs-Armee-Korps zunächst in Griechenland und beteiligte sich an Geiselerschießungen und an der Deportation der jüdischen Bevölkerung aus Westgriechenland (VIII). Den Abschluß des Buches bildet das Kapitel über die Nachkriegskarrieren der ehemaligen Offiziere der Division und des Korps in der 1. Gebirgs-Division der Bundeswehr sowie über die Aktivitäten des „Kameradenkreises der Gebirgstruppe“ (IX).

























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© H.F. Meyer 2007 |