Mousiotitsas, Kommeno und Lyngiades

Tagesbefehl

Rezensionen


Kommeno

Hermann Frank Meyer,
Kommeno.
Erzählende Rekonstruktion eines Wehrmachtsverbrechens in Griechenland
(Köln: Romiosini, 1999).
Das Buch ist zu bestellen bei Romiosini
Eine verkürzte Version erschien in Thetis,
Mannheimer Beiträge zur Klassischen Archäologie und Geschichte Griechenlands und Zyperns, 5/6
(Mannheim, 1999).

Im Rahmen des deutschen Aufmarsches zur Abwehr einer alliierten Invasion wurde auch die 1. Gebirgs-Division (GD) aus dem Kaukasus abgezogen und Mitte Juli 1943 nach Epirus verlegt. Hier sahen sich die italienischen Besatzungstruppen derartig von Widerstandskämpfern bedrängt, daß sie nur noch wenige, strategisch wichtige Punkte und größere Städte unter ihrer Kontrolle hielten. Der Oberbefehlshaber der 9. italienischen Armee, D'Almazzo, empfahl dem deutschen Befehlshaber der 1. GD, von Stettner, "die Festnahme aller männlichen Landeseinwohner", da er sie alle für "Banditen" hielt. Nur so sei eine Befriedung des Landes zu erreichen. Zwar wurde dieser Radikalvorschlag nicht befolgt, jedoch leiteten die Deutschen sofort Unternehmungen ein, um die Hauptverkehrsstraße zwischen Ioannina und Preveza und die unmittelbar daran gelegenen Ortschaften zu "säubern".

Angesichts ihrer hit-'n-run-Taktik konnten die Deutschen die Partisanen nur selten zum Kampf stellen, aber Dutzende von Ortschaften wurden in den folgenden Wochen ein Raub der Flammen. Hunderte Zivilisten wurden umgebracht.

Schreckliche Höhepunkte waren die Massaker und die Zerstörungen der Ortschaften Mousiotitsas, Kommeno und Lyngiades, wie aus dem beigefügten Buchbeitrag hervorgeht.

Am 25. Juli wurden in Mousiotitsas 153 Männer, Frauen, Kinder und Greise im Alter von 1 bis 75 Jahren niedergemetzelt, da in der Nähe der Ortschaft versteckte Waffen gefunden wurden.

Weil der deutsche Regimentskommandeur Josef Salminger auf einer Inspektionsfahrt ein Maschinengewehr der Partisanen in dem Dorf Kommeno gesehen hatte, wurde eine sogenannte Vergeltungsaktion angesetzt: Der Ort wurde am 16. August mit Granaten beschossen und ohne Widerstand genommen, zumal sich dort kein Freischärler mehr befand. In der Folge ermordeten die Gebirgsjäger jedermann, der nicht fliehen konnte: 317 Menschen, d. h. 172 Frauen und 145 Männer fanden den Tod. 97 waren jünger als 15 Jahre, 14 älter als 65. 13 waren ein Jahr alt. 38 Menschen verbrannten in den Häusern, von denen 181 zerstört wurden. Nach Aussagen von Überlebenden aber auch von Angehörigen der Kompanie kam es bei den Morden zu sadistischen Exzessen.

Als Salminger am 1. Oktober einem Partisanenanschlag zum Opfer fiel, erließ der Kommandeur des XXII. Gebirgsarmee-Korps, Hubert Lanz, einen Tagesbefehl, den Tod seines Freundes und Regimentsführers "in einer schonungslosen Vergeltungsaktion" zu rächen. Über 200 Menschen wurden getötet. Darunter befanden sich alle Bewohner des Dorfes Lingiades, die nicht in die Berge geflohen waren: Allein in dieser Ortschaft wurden 87 Zivilisten, darunter einjährige Säuglinge und 90jährige Greise getötet.

Die Aktionen der 1. Gebirgs-Division in Epirus gaben nach dem Krieg Anlaß zu einer Reihe von Ermittlungsverfahren gegen die Verantwortlichen. Da weder Zeugen aus Griechenland vernommen wurden, noch Aussagen der Täter überprüft wurden, ist es in keinem Fall zu einer Anklageerhebung gekommen. In seinem Buch geht der Verfasser ausführlich auf die Ermittlungen und die Aussagen der Zeugen ein.























© H.F. Meyer 2007 |